Frequenz ca. 60/Min., QRS schmal, rhythmisch, P-Wellen vorhanden, monomorph, rhythmisch, das Verhältnis von P zu QRS beträgt 1:1. Rhythmusdiagnose: Normokader Sinusrhythmus
Lagetyp links, regelrechte R-Progression mit R/S-Umschlag V3/V4, keine S-Persistenz, keine pathologischen Q-Zacken, ST-Hebungen 0.1mV isoliert in V1, ST-Senkungen 0.05mV vom horizontalen Typ in I, V4 – V6. Symmetrische T-Negativierung in V4, biphasische T mit terminal negativem Anteil in V2 und V3, asymmetrische T-Negativierung in aVL, T flach bis leicht negativ in I, V5, V6. QTc nicht verlängert.
Auffällig sind hier also vor allem die Veränderungen im Bereich der Erregungsrückbildung, wobei deren Bewertung aufgrund mangelnder Spezifität oft nicht einfach ist. Es gibt jedoch durchaus Zeichen im Bereich von ST-Strecke und T-Welle, die, obwohl sie nicht den „klassischen“ Infarktzeichen entsprechen, Hinweise auf kritische Koronarstenosen geben.
Ein solches Zeichen ist das sogenannte „Wellens-Syndrom“, bei dem es bei Patienten mit instabiler Angina Pectoris während den schmerzfreien Perioden zu spezifischen Veränderungen in den Ableitungen V2 und V3 kommt. Hierbei lassen sich zwei morphologisch verschiedene Formen unterscheiden: Beim Typ A Wellens-Syndrom, welches 25% der beschriebenen Fälle ausmacht, zeigen sich in V2 und V3 biphasische T-Wellen mit initial positivem und terminal negativem Anteil, während es beim in 75% der Fälle beobachteten Typ B zu tief symmetrischen T-Inversionen kommt.
Das pathophysiologische Korrelat des Wellens-Syndrom ist eine kritische RIVA-Stenose, wobei die beiden Typen als verschiedene zeitliche Stadien verstanden werden. So wird in der Literatur der
Übergang eines Typ A zum Typ B als typisch beschrieben.
Der Zusammenhang mit den klinischen Beschwerden (Aufzeichnung der EKG-Zeichen in den schmerzfreien Perioden) wird damit erklärt, dass auf einen kurzfristigen totalen RIVA-Verschluss (mit
Ischämieschmerz) eine spontane Rekanalisierung (Nachlassen der Beschwerden) folgt. Entsprechend werden die beschriebenen EKG-Zeichen des Wellens-Syndrom auch bei Patienten nach erfolgreicher
PCI beobachtet.
In jedem Fall handelt es sich bei Patienten mit intermittierenden pectanginösen Beschwerden und Wellens-Syndrom um hochgefährdete Patienten, die schnellstmöglich einer Klinik mit Möglichkeit zur Koronarintervention zugeführt werden sollten. Im hier beschriebenen Fall wurde auf diesem Weg eine schwere 3-Gefäß-KHK mit RIVA-Dominanz festgestellt, es erfolgte eine dringliche ACVB-Operation.