Wie immer ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Diagnose die strukturierte Analyse in 6 Schritten:
Mit dieser Analyse wurden alle Informationen des Ausschnittes beschrieben. Damit geht es in die Interpretation:
Der Rhythmus ist offensichtlich supraventrikulären Ursprunges. Trotz der leichten Arrhythmie der P-Wellen entsprechen diese am ehesten einem Sinusrhythmus (obwohl das in einer einzelnen Ableitung nicht bestimmbar ist).
Im sechsten Schritt der Rhythmusanalyse wurde bereits ein Missverhältnis zwischen P-Wellen und QRS-Komplexen beschrieben, wobei mehr P-Wellen als Kammerkomplexe vorliegen. Es liegt also eine Form der AV-Blockierungen vor. Als Faustregel gilt: Bei fehlendem Ausfall von Überleitungen und verlängertem PQ-Intervall liegt ein AV-Block ersten Grades vor, bei teilweiser Überleitung handelt es sich um einen zweitgradigen Block, bei totaler Entkopplung von P und QRS ist die Blockierung drittgradig.
Hier handelt es sich also um eine Überleitungsstörung zweiten Grades. Zu Beginn des Ausschnittes beträgt das Verhältnis 4:3 mit einkonstanten PQ-Zeiten - das ist ein AV--Block zweiten Grades vom Typ 1 (Wenckebach). Im mittleren Abschnitt handelt es sich um einen zweitgrasigen Block vom Typ 2:1 (dies ist ein eigener Subtyp der zweitgradigen Blockierungen).
Und damit zur Diagnose: Normofrequenter Sinusrhythmus, AV-Block zweiten Grades mit wechselnden Überleitungsverhältnissen (hier 4:3 Wenckebach und 2:1).
Eine interessante Beobachtung hier sind die unregelmäßigen PP-Intervalle im Sinusrhythmus, wobei vor allem die PP-Abschnitte ohne Kammerkomplexe zwischen den P länger als die übrigen sind. Dies ist eine Manifestation des ventrikulophasischen Phänomens - aber das ist ein anderes Thema ...
Ein kurzer Rhythmusstreifen von 6 Sekunden mit ziemlich viel Inhalt.
Wenn euch die Erklärung hier noch nicht reicht oder ihr mehr über AV-Blockierungen erfahren möchtet, dann lasst uns doch in einem unserer Kurse darüber sprechen.