Zustand nach Krampfanfall



Sinusrhythmus, Frequenz 100/Minute, AV-Ratio 1:1, PR-Intervall konstant bei 160 ms, Steiltyp, keine pathologischen Q-Zacken, regelrechte R-Progression mit RS-Umschlag zwischen V3 und V4, keine S-Persistenz. ST-Strecken-Senkungen 0.05 mV vom horizontalen Typ in II, aVF, V5, V6, ansonsten keine Erregungsrückbildungsstörungen, QRS-Dauer ca. 80 ms, QT-Intervall 400 ms, QTc nach Bazett 516 ms.

Die geringfügigen ST-Strecken-Veränderungen hier sind Normvarianten und bei der Patienten kein Zeichen einer Ischämie. Auffällig ist jedoch eine Verlängerung der QT-Zeit, welche nach Frequenzkorrektur (Bazett) 516 ms beträgt.

Das QT-Intervall ist ein Marker für die Aktionspotenzial-Dauer des Ventrikelmyokardes. Bei normaler Erregungsausbreitung (also ohne Schenkelblöcke) sind QT-Verlängerungen Ausdruck einer verzögerten, bzw. inhomogenen Repolarisationsphase. Hiermit wiederum verlängert sich auch die relative Refraktärzeit und damit die sogenannte „vulnerable Phase“, in welcher einfallende Extrasystolen ventrikulär Arrhythmien hervorrufen können. So können QT-Verlängerungen zu Synkopen bis hin zum plötzlichen Herztod auch bei jungen Menschen führen.

 

Bei. Männern liegt der obere Grenzwert für QTc bei 450 ms, bei Frauen bei 460 ms. Ab 500 ms liegt jedoch eine ausgeprägte Verlängerung mit der Gefahr ventrikulärer Arrhythmien vor. Für die erste grobe Einschätzung gilt folgende Faustformel: Die QT-Zeit sollte nicht länger als die Hälfte eines RR-Intervalles sein.

Die Ursachen sind von QT-Verlängerungen sind vielfältig. Vor allem Medikamente und Elektrolytverschiebungen spielen eine relevante Rolle. Im beschriebenen Fallbericht handelte es sich jedoch um ein angeborenes Long-QT-Syndrom, was durch eine genetische Analyse bestätigt wurde.

QT-Verlängerungen werden im Ruhe-EKG oft übersehen, sollten jedoch aufgrund ihrer Relevanz erkannt werden. Mehr dazu sowie zahlreiche weitere interessante Fälle und Tipps für die EKG-Analyse gibt es in unseren Kursen.

 

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